Ausbildung • im Kopf, im Herz, im Unternehmen

Ausbildung • im Kopf, im Herz, im Unternehmen

Was Edda und Eddi als Azubis wirklich brauchen, wünschen und zurückgeben können

Gute Ausbildung ist kein Zufallsprodukt – sondern ein Lernfeld für Verantwortung, Kreativität und echtes Wachstum. In diesem Artikel geben zwei Azubis Einblick in das, was Ausbildung heute leisten kann (und sollte). Persönlich, differenziert, zukunftsgewandt.

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So sieht gute Ausbildung für uns aus – was uns wirklich weiterbringt

Ein Beitrag von Edda & Eddi, Azubis mit Zukunftsvision

Technik. Kreativität. Der Start ins Berufsleben.

Wir sind Edda und Eddi – zwei junge Menschen, die sich bewusst für eine Ausbildung in einem technischen Beruf entschieden haben. Wir stehen noch am Anfang, aber wir wissen schon jetzt: Eine gute Ausbildung kann viel bewegen. Sie prägt nicht nur unsere beruflichen Fähigkeiten, sondern auch, wie wir lernen, denken und wachsen.

In diesem Artikel möchten wir erzählen, wie wir Ausbildung erleben – was uns begeistert, wo wir an Grenzen stoßen, was wir uns wünschen. Für andere Azubis. Für Ausbilder:innen. Für alle, die Ausbildung gestalten und begleiten.

Was gute Ausbildung für uns bedeutet

Gute Ausbildung heißt für uns vor allem eins: Ernst genommen werden – als Menschen mit Potenzial, Ideen und Fragen. Nicht nur als "Nachwuchs", sondern als Teil des Teams. Wenn das gelingt, entsteht Vertrauen. Und mit Vertrauen kommt der Mut, Neues auszuprobieren und über sich hinauszuwachsen.

Was uns wirklich weiterbringt

Wir haben gelernt: Es sind nicht immer die großen Dinge, die Ausbildung gut machen. Oft sind es die kleinen Gesten, die zeigen: Du bist wichtig. Hier ein paar Dinge, die uns besonders helfen:

  • Klare Aufgaben mit Sinn: Nicht nur Werkstücke kopieren, sondern echte Aufträge bearbeiten – mit einem Ziel.
  • Offenes Feedback auf Augenhöhe: Lob ist schön, aber konstruktives Feedback hilft uns weiter. Am besten direkt im Alltag, nicht nur im Beurteilungsgespräch.
  • Verknüpfung von Theorie und Praxis: Wenn uns jemand erklärt, wie das, was wir in der Berufsschule lernen, im Betrieb angewendet wird, bleibt es hängen.
  • Zeit zum Verstehen und Lernen nicht nur zum Arbeiten: Nicht immer nur mitlaufen, sondern auch Raum bekommen, Dinge auszuprobieren, Fehler zu machen und Fragen zu stellen.
  • Raum für Verantwortung & Mitgestaltung, Beteiligung an Entscheidungen: Wenn es um unsere Ausbildung geht (z. B. Projektwahl, Lernziele), möchten wir mitreden dürfen.

Verstehen, vertrauen, Verantwortung übernehmen

Für uns ist gute Ausbildung nicht nur Fachwissen und Aufgaben. Sie bedeutet, den eigenen Beitrag zu kennen – und mitzugestalten.

Für Edda heißt das

 „Ich will verstehen, warum ich etwas tue – nicht nur, wie. Wenn mir jemand zeigt, was mein Beitrag bewirkt, bin ich doppelt motiviert.“

Für Eddi bedeutet es

 „Ich möchte nicht nur mitlaufen, sondern mitdenken dürfen. Wer mir Verantwortung überträgt, zeigt mir, dass er mir was zutraut.“

Die Vorteile einer gut gestalteten Ausbildung

Eine gute Ausbildung ist kein Zufall. Wenn sie bewusst gestaltet wird, bringt sie für alle Beteiligten Vorteile:

Für Azubis:

  • Wir lernen nachhaltiger und motivierter
  • Wir entwickeln Selbstvertrauen & Verantwortung
  • Wir sehen unsere Rolle im Unternehmen klarer

Für Ausbilder:innen & Betriebe:

  • Engagierte Azubis, die mitdenken
  • Frühzeitige Fachkräftebindung
  • Positives Ausbildungsimage nach außen
  • Weniger Abbrüche – mehr Begeisterung

Schon mal daran gedacht?Schon mal ausprobiert?

Feedback-Sprechstunden

für Azubis – 1x im Monat 30 Minuten Austausch auf Augenhöhe

Azubi-Rotation

verschiedene Abteilungen kennenlernen & Perspektiven wechseln

Lern-Hacks teilen

Azubis zeigen Azubis, wie sie sich organisieren

Ziele visualisieren

z. B. ein Lern-Canvas mit Meilensteinen & Erfolgen

Mini-Projekte mit eigenem Pitch

kleine Aufgaben mit Präsentation & Reflexion

Perspektivenwechsel

lassen sie die Azubis ruhig mal die Rolle der erfahrenen Mitarbeiter übernehmen und umgekehrt.

Kleine Veränderungen können eine große Wirkung haben – vor allem, wenn sie von Vertrauen getragen werden.

Wo wir Grenzen erleben – ehrlich gesagt

Natürlich ist nicht immer alles perfekt. Und auch gute Absichten reichen nicht aus, wenn Strukturen fehlen. Hier ein paar Herausforderungen, die wir erlebt haben:

  • Zeitdruck im Alltag: Wenn die Auftragslage stressig ist, bleibt für Azubis oft wenig Raum. Ausbildung braucht Zeit – das ist nicht immer leicht umzusetzen.
  • Wenig Abstimmung mit der Berufsschule: Inhalte sind manchmal doppelt oder widersprüchlich. Ein stärkerer Austausch wäre hilfreich.
  • Unklare Kommunikation: Manchmal wissen wir nicht, was erwartet wird – oder warum wir etwas machen. Dann fühlt sich Lernen leer an.
  • Unflexible Strukturen: Wenn alles genau vorgegeben ist, fehlt Spielraum für eigene Ideen. Dabei lernen wir viel, wenn wir mitgestalten dürfen.

„Ich würde mir mehr Mut zum Experimentieren wünschen – nicht alles muss 100 % perfekt sein.“

Edda

Was die Ausbildung noch besser machen könnte

Wir glauben: Ausbildung kann viel mehr sein als „Lehre“. Sie kann ein Lernraum sein für Zukunftskompetenzen – also Fähigkeiten, die wir morgen brauchen: Kreativität, Teamwork, Selbstorganisation, digitales Denken. Hier ein paar Impulse, was Ausbildung noch besser machen könnte:

  • Mehr Projektarbeit mit Eigenverantwortung • Wir lernen mehr, wenn wir selbst planen, entscheiden und umsetzen dürfen – gerne auch bereichsübergreifend.
  • Lernmethoden vermitteln – nicht nur Inhalte • Wie lernt man richtig? Wie bereitet man sich vor? Wie geht man mit Fehlern um? Das sollte Teil der Ausbildung sein.
  • Digitale Tools sinnvoll einbinden • Digitale Arbeitsweisen gehören zum Berufsalltag. Aber bitte nicht nur Pflichtprogramme – sondern Tools, mit denen wir wirklich lernen und kreativ arbeiten können.
  • Austausch unter Azubis fördern • Lernen wir voneinander, wächst das Vertrauen – und das Wissen. Interne Azubi-Meetings oder Tandem-Formate wären klasse.
  • Individuelle Lernziele statt Einheitsbrei • Jede:r hat andere Stärken und Interessen. Wenn das berücksichtigt wird, fühlen wir uns gesehen.

 

„Am meisten habe ich gelernt, wenn ich selbst Entscheidungen treffen durfte – und jemand da war, falls ich falsch lag.“

Eddi

Ein Blick in die Zukunft: Ausbildung neu denken

Wir sind überzeugt: Die Zukunft der Ausbildung ist kooperativ, digital und individuell. Und sie lebt vom Dialog – zwischen Azubis, Ausbilder:innen, Betrieben und Schulen. Wir wünschen uns:

  • Mehr Zusammenarbeit statt Abgrenzung z. B. zwischen Betrieb & Berufsschule, zwischen Ausbildungsbetrieben in der Region
  • Flexible Ausbildungspfade z. B. Wahlmodule, überbetriebliche Lernphasen, individuelle Vertiefung
  • Stärkere Einbindung von Zukunftsthemen z. B. Nachhaltigkeit, Digitalisierung, New Work, KI

Gute Ausbildung ist kein starres System – sie ist ein lernendes System. Und wir Azubis sind nicht nur Lernende, sondern Mitgestaltende. Wir freuen uns auf eine Ausbildungskultur, die uns fordert, fördert – und gemeinsam mit uns wächst.

Was wir uns wünschen

Gute Ausbildung lebt vom Dialog. Zwischen Menschen, Generationen, Fachbereichen – und von der Bereitschaft, sich zu entwickeln. Unsere Wünsche für die Zukunft:

  • Mehr Projektarbeit mit echter Verantwortung
  • Individuelle Lernwege statt Schema F
  • Digitale Tools mit Sinn – für die Ausbildung, für das Lernen
  • Beteiligung an Entscheidungen zur Ausbildung
  • Mehr Kooperation zwischen Schule und Betrieb

Gute Ausbildung braucht nicht immer mehr Zeit – sondern mehr Bewusstsein.

Weiterführende Impulse zur Ausbildungsgestaltung

Wer Ausbildung gestalten oder verbessern möchte, findet hier vertiefende Inhalte und bewährte Praxisansätze: